Der Weg zum Glück?

 

Was bewegt mich, dem Verfasser dieses Blogs, eine scheinbar unmenschlich wirkende einjährige Aufgabe zu unternehmen. Immerhin entzieht man sich ein Jahr lang ................

Als ich einmal mit meinem Vater das 3 Ort entfernte C&A aufsuchte um mir vom Monatsgeld eine unglaubliche hässliche und wirklich abstoßende  Hose zu kaufen (pubertär wie ich damals war, sind die Geschmäcker bekanntlich anders) fiel mir ein schillernder Typ auf. Während ich also dieses grau-melierte Zelt vors picklige Gesicht hielt um mich nochmals von seiner Schönheit zu vergewissern, fragte ich: "Du Papa, warum scheint der Typ da hinten so beliebt zu sein? Der ist doch nur mega laut und redet ohne Punkt und Komma." Mein Vater sprach damals von einem gewissen "TT" (Toller Typ). Natürlich mit einem zynischen Unterton. Denn so wirklich perfekt und geleckt wollte keiner von uns werden.

 

Auch heute sieht es nicht anders aus. Wahrscheinlich rede ich mir weiterhin ein tragbare von nicht-tragbaren Hosen unterscheiden zu können. Ich besitze kein besonderes technisches Talent um das nötige Kleingeld bei Geburtstagen oder an Weihnachten zu sparen. Wenn ich male, kriegen Kinder Angst. Wenn ich etwas bastle, dann habe ich zwar die Kreativität, nicht aber die Geduld. Folglich sieht das Konstrukt aus wie ähm ja wie halt....so eben. Auch lyrisch bewege ich mich da zwischen Berthold "Mehr Schlecht als Brecht" und Jürgen Milski im Oberbayern bei einer Runde Freibier. 

Auch meine "Soft-Skills" bestehen eher aus einem bunten Potpourri chaotischer Züge. Ordnung ist vorhanden, nein wirklich, teilweise sogar schon fast zwanghaft. Aber eben nur ausgewählt und Tagesform-abhängig. Konsequenz sieht irgendwie anders aus. Selbst mein Laptop, an dem ich just in diesem Moment diesen Text 2 Wochen vor Antritt der Reise schreibe, sieht so desolat verkrustet und verstaubt aus, dass man meinen könnte, der Verfasser lebt ein fettiges, ungesundes und ungeordnetes Leben wie der WOW-Zocker aus der 147. Folge South Park. Wer jetzt immer noch von einem kompetenten und talentierten Menschen ausgeht, wird spätestens nach dem Kommata-Massaker des letzten Satzes vom Gegenteil überzeugt sein. Ich bilde mir nicht ein jemand Besonderes zu sein, jemand zu sein der etwas erreicht und geschafft hat. Und irgendwie passt dieser Anzug der Unzufriedenheit. Ich ziehe oft Vergleiche. Versuche zu Allem ein Maßstab zu erstellen. Dabei kommt es nicht selten vor, dass das "Wie-man-rüberkommt" maßlos überschätzt wird.

 

 Sprechen wir Kollegen auf der Arbeit (Notschlafstelle für Wohnungslose Menschen) über die Unterkunft, dann erwähnen wir stets den Begriff "Wärme-Hafen". Ein Ort an dem Menschen sich zuhause fühlen können ohne dass Gefühle von Ablehnung und fehlender Anerkennung aufkommen. Doch obwohl dies einen schlüssigen Kern beinhaltet sucht der Autor dieses Textes stets das Heil in der Flucht um sich als Vollendet zu begreifen.

"Zuhause bedeutet einen Anker gesetzt zu haben. Es bedeutet sich angekommen zu fühlen und verstanden zu werden." - So zumindest hat es mir ein Iranischer Freund im Iran einmal gesagt als ich ihn nach einer Definition von Heimat fragte. Irgendwie logisch und klar, zumindest spürte ich in meiner 1-monatigen Reise durch den Iran ganz stark was Zufriedenheit bedeutet.

 

Vielleicht ist das auch der Grund weshalb mir Reisen und das Reisen an sich so gefallen. Du fängst an dir selber zu gefallen, Seiten an dir vorzufinden, von denen du nie ausgegangen wärst dass du sie besitzt. Du machst Sachen auf die du Lust hast - Verpflichtend fühlt sich nichts an, außer irgendwann natürlich die Körperhygiene. 

Du erlebst Situationen die dich maßgeblich prägen.

Und du lernst Menschen und Orte kennen die du nie mehr missen möchtest. 

 

Was Reisen für Jemanden bedeutet definiert letztlich jeder nur selbst für sich, was auch gut ist. Jede Reise beinhaltet ihre eigene Intention und Handschrift. Diese Reise mag auf den ersten Blick klare Beweggründe beinhalten. Letztlich kann alles auch anders kommen. Wer weiß, vielleicht lerne ich bei einer Panne sogar meinen Traummann kennen, ziehen in ein Baumhaus mit einem adoptierten Alpaka ein und leben ein Leben ins Saus und Braus. Oder mir hilft jemand anders, der mich zu Tee und übersüßer Nachspeise einlädt.

Denn ist es nicht das Ungewisse was lange Reisen so unkalkulierbar spannend macht?

 

Laurent - Juli 2019