Istanbul - meine neue Heimat? Ich fange an diese Stadt auswendig zu lernen. Seit nun mehr als 3 Wochen bin ich hier. Die Metro bin ich quasi schon in alle Richtungen mindestens 3 Mal gefahren, ich kenne bereits einige sogannter "Metro-Verkäufer" und das was sie verkaufen aus dem FF. Dieses Phänomen der Metro Verkäufer ist mir schon aus dem Iran bekannt. Dort haben Menschen, jung wie alt, von bemitleidenswert arm bis hin zu Anzugträgern, während der Fahrt Gegenstände, vorzugsweise an den Mann, bringen wollen. Sobald die Türen sich schließen drängen die Verkäufer in einer nahezu virtuosen Art ihre Ware vor die Gesichter der Fahrgäste. Dabei gehen sie gebetsmühlenartig alle wissenswerte Informationen durch. Dass es sich bei der Ware in den allermeisten Fällen um Trash und unwichtigen Alltagsgegenständen handelt spielt erst einmal keine Rolle. Da werden Wagons, ausschließlich mit Männer im reifen Alter befüllt, ein Plastikhubschrauber schmackhaft geredet. Ein jener den ich damals im Südfrankreich Urlaub mit 9 Jahren unbedingt gewinnen wollte. Wie absurd das noch gehen kann zeigen die Iraner - das jedoch greife ich dann auf sobald ich mich in diesem Land befinde. Was für eine tolle Steilvorlage für eine Überleitung wie ich finde.
Solangsam geht mir der berühmte Kackstift. Mit Anblick dessen was sich vor dem iranischen Kosulat mir meinen Augen abgespielt hat, beschleicht mich das Gefühl, dass dieser Ort eventuell nicht der geeignete ist um meine Reise strukturiert fortzuführen. Es stand ausser Frage, dass ich in dieser Stadt mehr Zeit verbringe als sonst wo auf meiner Reise, zumindest bis dato. Istanbul war und ist das erste große Ziel meiner Reise. Zudem gibt es so Vieles wofür es sich lohnt länger zu bleiben, um einmal in jedem Gebiet gewohnt haben zu müssen, um die Eindrücke sich einzuholen die nichtmal im Ansatz das hergeben wofür die Stadt steht. So unnötig lang und schrecklich verschachtelt dieser Satz auch klingt – es ist EXAKT das was ich dieser Tage in Istanbul verspüre. Nichts macht mehr wirklich Sinn. Ich werde überall hingehalten und auf morgen vertröstet. Die Ungewissheit frisst sich durch meinen sich wie Brei anfühlenden Kopf wie eine hungrige Made durch das Speck. Also mein Gehirn. Mein Hirn ist spätestens dann Matsche als ich ein weiteres Mal zum Arzt gehe. Diesmal werde ich umgehend zum Spezialisten geschickt und denke mir einerseits: Jetzt passiert endlich was. Nun beschäftigt sich ein Fachmann mit diesem "Etwas" und kann eine Alternative zur gegenwärtigen Behandlungmethode vorschlagen. Jedoch beschleicht mich das Gefühl, dass ich etwas erfahre was ich vielleicht ja garnicht gerade hören möchte. Zumal ich schon das letzte Mal finanziell gerade so mit einem blauen Auge davon gekommen bin als Can die Ärzte und Krankenpflegerinnen per Telefonschalte davon überzeugte, für diese kurze Behandlung kein Geld zu verlangen. Der neue und damit mittlerweile dritte Arzt macht einen äußerst freundlichen Eindruck und scheint sich sehr für meine Radtour zu interessieren. Während ich die heiße Kohle unter meinem Gesäß kaum noch aushalten kann, bleibe ich freundlich und gebe die Antworten zu belanglosen Fragen wie „Aber wie ist es denn so immer wieder aufs Neue einen neuen Schlafplatz zu suchen und das auch noch alleine?“ Natürlich hat die Frage seine volle Berechtigung, gerade aber dreht sich bei mir körperlich so einiges, steht Kopf und ich will wissen warum und wie ich wieder ein normaler Mensch werden kann. Geschickt dränge ich das Thema wieder auf das Wesentliche in dem ich darauf hinweise, dass mir ja vieles bei dieser Reise gefällt, ich leider aber nicht dazukomme weil ich ETWAS HABE WAS KEINER BEHANDELN WILL ODER KANN. Okay, letzteres behielt ich für mich, die Info kam dennoch an und es wurde mir vom Arzt versichert, dass ich von den zwei vorherigen Ärzten eine falsche Induktion der falschen Medikamente erhalten habe. – Wait what? – Also in einem Punkt war man sich sicher (es ist eine Entzündung), der Rest war aber schlicht Kokolores?
Wie ein gemobtes Kind mit gesenktem Haupt stolziere ich zur nächsten Apotheke. Dort wie auch bei der nächsten kann mir das neue Medikamente nicht ausgestellt werden. Es wird mir aber versichert, dass ein anderes Präparat die exakt gleiche Wirkung hat, nur eben von einem anderen Pharmakonzern. Klar, her damit. Mit Erstauen und Wut und Frust und Verzweiflung darf ich dabei feststellen, dass es sich bei dem Medikament um das handelt welches ich bereits seit 2 Wochen wie ein Junky in mich reinschmeiße. Es stellt sich mir also die berechtigte Frage nach dem „Was passiert hier eigentlich?“ Da mir jedwege Kraft dazu fehlt mich gegen diese Verschwörung aufzulehnen akzeptiere ich einfach die These, dass die Ärzte wohl fest davon ausgehen, dass es einfach eine Frage der Zeit sein wird. Nun wird man mir wohl vermeintlich ein „Anderes“ oder das „Richtige“ Präparat verschreiben was für Körper und Geist einen nunmehr Placebo-Effekt auslösen soll. Oder es soll mich einfach endlich ruhig stellen. Den hysterischen Deutschen mit seiner exakt und korrekt verlaufenden Abfolge von Ereignissen soll einfach mal das Maul gestopft werden, hier stellvertretend durch die Drugs. Im übrigen ist die Dosierung der Painkiller auf ein 3 faches gestiegen. Wäre ich der Typ gewesen der im Pulk vor dem Konsulat auf die Schnautze bekommen hat, hätte ich sicher noch blutüberströmt mein Ticket gezogen und mich im Nachhinein gewundert warum das wohl rot ist. Während im Hinterzimmer eine Salbe für mich zubereitet wird, fallen mir viele kleine Pusteln auf meinem Unterarm auf. Als wäre ich zuvor mit einem beherzten Sprung in einen Berg voller Brennesseln gesprungen sticht dieser fies aussehende Anblick unter dem Apothekerlicht hervor. Beschämt ziehe ich meine Jacke an und schleppe mich „nach Hause“.
Wie geht es nun also weiter? Mein physischer Zustand ist alarmierend, noch vor kurzer Zeit stand das bedeutungsschwangere Wort "Krebs" im Raum, nun ist es dann doch eine Entzündung die und dessen Behandlung mich in die Knie zwingt. Lasse ich die Vernunft für wenige Augenblicke in dem weniger nüchternen Istanbuler Alltag hervor, so sagt alles, dass nunmehr ein Arztbesuch in heimischen Gefilden der logische nächste Schritt ist. Dort gibt es keine Missverständlichkeiten hervorgerufen durch Sprachbarrieren oder Versicherungsdrückerei. Die volle Aufmerksamkeit gilt dann der Untersuchung und "Heilung". Dann würde ich auch nicht mehr dem Elend rund um das Visum begegnen. Dort kann ich mich einfach in Emryonalstellung auf die heimische Couch legen und erhalte zur Tröstung eine heiße Schokolade mit Sahne von Mama. Aus dem Haus würde ich mich dann auch nur zu besonders wichtigen Sachen trauen, mutiere ich gerade anscheinend noch zu einem Echsen-Artigen Wesen. Geht es mir dann besser, ja dann kann ich wieder über einen Flug zurück in die Türkei nachdenken. Ich könnte ja auch einfach das Fahrrad für die Zeit hier lassen. So kommt es wie es kommen muss - es werden Flüge nach Hause abgecheckt. Beinahe euphorisch und erleichtert nehme ich mein Handy in die Hand und stelle fest, dass die kommenden Flüge nach Köln durchaus im Bereich des bezahlbaren liegen. Zudem habe ich ja auch schon mitbekommen, dass TurkishAirline besonders gute Konditionen zwecks Sondergepäck hat. Schnell den Reisepass gezückt und alle erforderlichen Pflichtfelder ausgefüllt. Und das was jetzt kommt ist kein Scherz oder basiert auf Grundlage einer überspitzt dargestellten Spannungsmache. Es ist wirklich so passiert.
Während ich mit dem Handy in der Hand mir einen Kaffee der Sorte Billig-Instent zubereite und in Gedanken schon bei dem Vollmundigen der Sorte Mama bin, geht die Haustür auf. Es ist Can. Sichtlich von der Arbeit gezeichnet legt er erst einmal Alles ab. Ich frage ihn was ihn denn gerade so beschäftigt. Er entgegnet mir "Mein Leben hier in Istanbul, es macht mich einfach fertig. Ich komme zu nichts und beneide dich so sehr für diese Freiheit die du mit der Reise erlebst." Seine Mundwinkel erheben sich, sichtlich bemüht aber durchaus aufrichtig fügt er hinzu: "Hey, hast du Hunger? Ich könnte sterben vor Hunger, hast du mal was in Ortaköy gegessen? Das Essen ist was wirklich besondere dort! Ich lad dich ein."
Ohne ihn über mein geplantes Vorhaben zu unterrichten sage ich zu und lege mein Handy für den Rest des Tages zur Seite.
Ortaköy ist ein durchaus faszinierendes Viertel am Bospurus angrenzend an Besiktas. Neben einer kleinen aber unfassbar schönen Moschee stechen vor Allem die verschiedenen kulturellen wie auch religiösen Einflüsse des Viertels hervor. An der Promenade entlang passieren wir unzähligen Bars und Restaurants. So auch dem Reina Nachtclub bei dem am 01.01.2017 ein fassungsloser terroristischer Anschlag stattfand. Mittlerweile wurde das Gebäude abgerissen, dennoch überkommt mich ein ganz mulmiges und trauriges Gefühl. Can versteht es seinem Gesprächpartner zuzuhören, im Raum für dessen Anliegen zu geben, jedoch lässt er nicht alle Aussagen zu, nickt höflich und lässt mich so unbehelligt in eine Ngeativspirale stürzen. Und so kam es, dass ich, so uneigenützig wie ich bin, den Abend über meine Verstreutheit, mein Unbehagen, meine Trauer, meine tiefe Verzweiflung über ihn ausschüttete wie ein großer Eimer Eiswasser bei einer "Ice-Bucket-Challange" und das ungeachtet dessen, dass er selbst nicht zufrieden wirkte. Natürlich bleibt nach so langer Zeit nicht jeder Satz hängen (abgesehen von dem als er die Wohnung betrat), was aber in etwa die zentrale Aussage war: "Du bist gerade ein wenig sensibel, gereizt und durcheinander. Vieles läuft wohl nicht so du dir das vorgestellt hast und du bist ungeduldig. So auch wie ich. Nur mit dem Unterschied, dass du schlafen kannst." Recht hat er, denke ich mir. Irgendwie ist es mir dann doch zu albern über meine Befindlichkeiten zu sprechen, so reden wir über Familie, Freunde und das Leben und schlendern entlang der nie enden wollenden Promenade von Ortaköy.
Ich beschließe das Thema Rückflug also vorerst aufs Eis zu legen, richtig Mut und Motivation habe ich zwar nicht aus dem Gespräch mit Can tanken können, aufgeben will ich aber dennoch nicht. Das wäre mir angesichts der Umstände unter denen Can mich als Gast bei sich aufnimmt einfach nur lächerlich. Neuer Tag, bedeutet ein weiteres Mal sich wie ein Vollidiot aus dem Konsulat rauszubegeben. Ein weiteres Mal so etwas wie Hoffnung erleben, die dann selbstverständlich wie ein Zigarettenstümmel weggeschnipst wird. Und ein weiteres Mal wo man sich ein Weg raus auf die Straße bahnen muss, an all denen vorbei die vermutlich ihr Visum ohne weiteres erhalten, dubios aussehende Menschen aus Afghanistan oder Pakistan deren Gerüche aus Mund und anderen Öffnungen mir das blanke Kotzen bescheren. So weit ist es gekommen, rassistische und vorurteilsgeprägte Ressantiments. Auch Kaffee vom Starbucks gegenüber kann die Wut nicht tilgen. Ganz im Gegenteil. Nerviger Bestandteil einer Bestellung eines Kaffees ist die Angabe des Namens zur Wiedererkennung bei der späteren Ausgabe. Mit Edding wird der auf den Pappbecher draufgekritzelt. Müller, Mueller, MÜLLER, like that awkward german soccer player!! Wie oft musste ich meinen Namen schon wiederholen. Und was kam am Ende dabei raus? Was für absurde Variationen musste ich mir gefallen lassen? Mirlon, Anlo, Mellow, UMULUW??? Schon recht albern sich darüber aufzuregen, denkst du dir? Ja, da stimme ich dir voll und ganz zu. Ich war nicht mehr ich, ich verlor mit jedem weiterem Besuch in dem Konsulat meine Gedult und schlussendlich auch meine Würde. Lange, sehr lange, müsste ich nachdenken um ein Ereignis in meinem Leben zu finden an dem ich nur annähernd gereizt war. Eventuell hat die eine oder der andere zuhause dies durch Telefonate mit mir gespürt. Ich jedenfalls habe nun beschlossen auf Alles, ausnahmslos Alles zu scheißen. Beim nächsten und somit 6!!! Besuch in dem iranischen Konsulat umgehe ich alle Höflichkeitsformen und dränge mich umgehend zum Schalter durch. Mit einem wuchtigen Schlag pfeffer ich meinen Voucher plus QR Code auf die Ablage und werfe dem Mann hinter der Scheibe einen so vorwurfsvollen Blick zu, dass er nicht anders kann als sich meiner Sache umgehend anzunehmen. Immerhin wurde ich mit jedem Mal auf den nächsten Tag vertröstet und das seit nunmehr fast drei Wochen. Dieses Mal sollte es jedoch anders ausgehen. "Öhm es tut mir leid das sagen zu müssen, aber der Visumsantrag wurde abgelehnt." Konkret bedeutet das so viel wie: Chaotisches Hin und Her per Telefon, drei Wochen Hinhalten ohne Veränderung der Situation und nun eine Absage ohne Begründung oder Erklärung..... Wow.
Statt jedoch in Trauer zu verfallen überkommt mich so etwas wie Erleichtrung, ähnlich wie damals im Krankenhaus als ich auf meine Diagnose gewartet habe. Diese Ungewissheit hat mich innerlich aufgefressen und nun zu wissen wo man dran ist - das lässt mich aufatmen. Natürlich habe ich mir ein anderes Ergebnis vorgestellt, aber ich empfinde so etwas wie Freiheit. Von nun an gibt es, rein auf dem Papier, nichts mehr was mich in Istanbul hält. Es kann sogar weitergehen. Kein Visum bedeutet nicht zwangsläufig kein Besuch in dem Iran. In Ankara gibt es die iranische Botschaft und eventuell ist die ja geordneter, struckturierter als diese Hölle von Istanbul. Der Preis ist eine Änderung meiner Route die ich Monate zuvor in Deutschland minutiös ausgearbeitet habe. Türkische Arbeitskollegen überschmissen mich mit Vorschlägen und Tips für den Norden der Türkei. Aber angesichts der verstrichenden Zeit wäre diese Route eh mittlerweile ein Wagnis geworden. Eigentlich hätte ich bereits auf dem Weg sein müssen, diese Umstände zwangen mich nun fast einen ganzen Monat in Istanbul zu bleiben und es ist bereits September. Mit viel Pech kann es im Norden der Türkei tagelang regnen, ununterbrochen. Mein Equipment ist dafür jedoch nicht ausgelegt. Also was solls! Noch flott einen Großeinkauf bei der Apotheke und dann steht dem Fortsetzen meiner Reise doch eigentlich nichts mehr im Wege. Oder etwa doch?
Can hat derweil den Höhepunkt seines Zombie-Lebens erreicht. Er schläft weniger als dass er den Snooze-Wecker hört, vielleicht 2 Stunden am Tag wenn es hoch kommt. Seine Essgewohnheiten sanken bis auf ein Minimum was den Namen KFC schmückt. In der Zeit meiner Anwesenheit schafft er es 3 Mal einen kleinen Unfall zu bauen. Er wirkt unkonzentriert. Wie auch die Kommunikation zwischen uns beiden. Wie eine zweckorientierte Wohngemeinschaft gehen wir uns nahezu gekonnt aus dem Weg. Den Entschluss am nächsten Tag die Stadt zu verlassen will ich ihm nicht vorenthalten. Am heutigen Abend steht jedoch der krönende Abschluss der Leidensgeschichte bevor - die Vorstellung eines pharmazeutischen Produktes vor großem Publikum. Alle Konentration sollte nun darauf liegen - ich wünsche ihm viel Glück und gutes Gelingen und widme mich der Vorbereitung meiner Abreise.
Da Can bis zum nächsten Morgen blieb, nahm ich an, dass es ein voller Erfolg war und beschließe eine große Runde um den Block alleine spazieren zu gehen. Nun wo ich weiß, dass das Ganze ein Ende hat überkommt mich völlig überraschend ein Gefühlscocktail aus Vorfreude, Angst und natürlich auch Wehmut. In dieser wirklich speziellen Situation habe ich einen guten Freund hinzugewonnen. Wie irrwitzig wäre es doch gewesen, wäre ich mit meinen Problemen alleine gewesen? Hätte ich eine Unterkunft für mich gebucht und hätte mich somit endgültig in eine soziale Isolation manövriert, dann wäre ich vermutlich schon jetzt bereits in Deutschland. Im Grunde habe ich also ihm die Weiterfahrt zu verdanken. Und wenn ich die ganzen grauen düsteren Wolken mal an mir vorbei rauschen lasse, dann sehe ich auch viel Schönes in der mir zurückliegenden Zeit. Ich habe neben Can auch dessen Freunde kennenlernen dürfen. Da ist Salih, ein groß gebauter bärtiger Mann mit lebensfrohen Lachen. Wir fahren einige Male zusammen durch Beyoglu, treffen uns in Cafés, essen viel zu süße türksiche Nachspeisen. Er muss deutsch lernen, will es irgendwie nach Deutschland schaffen, findet die Sprache und Kultur aber grausam. Wir haben viel zu lachen. Oder da ist Gözde, die ich umgehend in mein Herz schloss. Eine ungemein aufgeschlossene und herzliche Person mit guten Sprüchen auf den Lippen. Neben den Freunden habe ich zudem noch Peter getroffen. Ja der Peter aus London der mich bis Split begleitete. Mittlerweile ist seine Freundin wieder nach Hause gereist und er verbringt seine letzten paar Tage der Reise in Istanbul. Per soziale Netzwerke konnte ich verfolgen wo er gerade steckte und sobald er in Istanbul angekommen ist, konnte ich nicht anders als ihm zu schreiben. Wir trafen uns und ich versprach ihm die Eckpunkte der Stadt zu zeigen die mir besonders gut gefallen haben um ihm einen Spießrutenlauf durch Istanbul zu ersparen. Wir trafen uns nicht unweit von der Süleymaniye Moschee, für mich ein guter Start. Als er eintraf und ich sein Antlitz sah, stockte mir der Atem. Der Peter den ich noch gut 6 Wochen zuvor gesehen habe ist nun ein Anderer. Er hat so viele Kilos abgenommen, dass es mir schwer fällt ihn als Peter zu identifizieren. Damals habe ich ihm einen großen Gewichtsverlust verhergesagt. Mir war sowas von klar dass der Junge mindestens 10 wenn nicht sogar mehr Kilos verlieren wird, fährt er so weiter wie gehabt. Und so kam es dann auch. Auch Peter fühlt sich ganz komisch mit der Situation, er müsse sich erst einmal daran gewöhnen. Stolz ist er aber alle Male.
Es ist Zeit Abschied zu nehmen. Am Abend des letzten Tages fällt Can auf wie viele Sachen ich wasche. Mein Zelt, den Schlafsack, all meine Klamotten die ich sonst nur zum Radfahren brauche. Ihm entgeht also nicht, dass ich beschlossen habe die Stadt und damit gleichbedeutend auch ihn zu verlassen. Bereits vor der endgültigen Absage des Konsulates für mein Visum habe ich ihn darüber informiert, dass ich nun schleunigst eine Entscheidung treffen muss, andernfalls (ver)ende ich noch in der Metro Istanbuls mit Verkauf von dubiosen Gegenständen. Daher scheint ihn mein Abgang als logischer Schritt , dass es nun jedoch so abrupt stattfindet - das lässt ihn dann doch sehr überrascht wirken. Noch einmal lassen wir den Alltag sprechen und bestellen uns ein kräftiges Frühstück. Dann heißt es Abschied. Er verspricht mir noch alles dafür zu tun mich in Ankara besuchen zu kommen. Ich verlasse die mir vertraute Nachbarschaft und mache mich auf Richtung Yenikapi. Nach der Nahtoderfahrung beim Eintritt in Istanbul habe ich mir geschworen bei der Abreise eine Alternative in Anspruch zu nehmen. Eine Fähre fährt von Yenikapi rüber nach Yarlova. Was wie eine reiche russische Stadt am Schwarzen Meer klingt ist für mich der einzig logische Start meiner fortgesetzten Reise in Asien. Schnell ein Ticket gezogen und ab auf das Gefährt, ab in mein neues Leben und neue Abenteuer. Auf der Fahrt merke ich das erste Mal wie schlimm es um meinen Hautausschlag steht. An Beinen, Armen und mittlerweile auch dem Hals und der Brust. Die Pusteln werden größer und manche...okay das lassen wir mal. Ob das noch gut ausgehen wird, denke ich mir....
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Maman (Mittwoch, 05 Februar 2020 21:45)
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Niko (Montag, 06 April 2020 11:59)
Die Unterhaltungsindustrie kann noch echt was von deinen Cliffhangern lernen. Stay strong!