· 

Wenn Moskauer Lippen Fatimas Hand küssen

Cliffhanger ohne Grund! Wie ich diesen Blogeintrag beginne? Wahrscheinlich mit einer doch sehr logischen Fortsetzung der Ereignisse. Ich befinde mich in meiner Erzählung immer noch in Kroatien und frage mich wie ich hier in der Gegenwart überhaupt noch zu einem Punkt kommen soll. Wenn ich selbst meine Blogeinträge mir durchlesen, ganz ohne narzistische Hintergedanken, dann frage ich mich rückblickend was zum Teufel da alles vorgefallen ist. Was für schräge Menschen ich doch begegne und vor allem was für kuriose Zufälle sich ergeben. 

So auch in diesem Fall. Während ich also diese unheimlich vollgestopfte Bundestrrasse raus aus Split entlang fahre fällt mir auf dass jemand am Seitenrand Probleme mit seinem Rad hat. Natürlich braucht es auch nicht lange um zu wissen bei wem es sich hierbei handelt. Peter hat einen Platten. Dieser Tag ist wahrhaftig nicht seiner und wird immer schlimmer und ich schaffe es immer wieder auf ihn dabei zu stossen. Wir beide lächeln uns an mit einem uns vertrauten Lächeln der auch so etwas wie "Wir belassen es dabei" beinhaltet. Natürlich hätte ich mit ihm warten und weiter Zeit verbringen können, tatsächlich aber wollte ich weiter. Ich bot ihm meine Hilfe an, er meinte dass es okay wäre wenn ich weiter fahre. In Nachbetrachtung kann ich sagen, dass wir beide mit der Entscheidung ganz gut gelebt haben, wenngleich sie nicht sonderlich rühmlich war.

Mein Navi gibt mir einen alternativen Weg vor, den ich nach kurzer Absprache mit mir selbst akzeptiere. Statt an der Küste entlang soll ein Weg etwas abseits dessen parallel entlang verlaufen. Das klang auf dem Papier dann doch attraktiver als es dann in der Umsetzung war. Das Navi schickt mich also tief in die Berge. Einen grösseren Umweg kann ein Navi eigentlich nicht vorgeben. Belohnt wurde ich dann aber mit einem richtigen Glückstreffer. Der Platz zum Camping war nicht einfach zu finden, bot dafür aber einen umwerfenden Ausblick auf das Meer und die Berge. Völlig erschöpft richte ich also hoch oben mein Platz ein, stopfe meine tägliche Portion Pasta in mich rein und möchte gerade in mein Zelt hopsen als mir ein fetter Fleck an der Zelttür auffällt. Bei näherer Betrachtung sehe ich dass es eine Spinne ist, fies und nicht sonderlich süss. Ich bin aber ganz gut gelaunt und entscheide mich die Spinne behutsam wegzutransportieren. Mit reinem Gewissen gehe ich zurück zum Zelt und hebe das Aussenzelt hervor um einzusteigen. In diesem Augenblick wird ein vierfach so grosser Fleck sichtbar. Scheinbar die Ehefrau von der nicht so wirklich süssen Spinne. Ruhig und ganz behutsam schlage ich mit voller Wucht auf das Ungeheuer ein. Von dem Schuh getroffen zerfleddert die Spinne in der Luft in mindestens 3 Teile. Mit dem Gefühl sowohl etwas gutes getan als auch den Ekel überwunden zu haben gehe ich ins Bett. 

Am folgenden Tag steuer ich das Meer wieder an. Ich fahre dabei runter nach Omis, von dort an geht es von einem Küstenort zum nächsten, entlang der dalmatischen Küste. Der Gegenwind wird zum ersten mal merklich spürbar. Ich beschließe eine Pause in Makarska zu machen. In diesem Ort stapeln sich die Urlauber nur so über einander. Es wird fast schon albern als am Strand vorne liegende Menschen über andere steigen müssen um vom Fleck zu kommen. Ob das wirklich Erholung verspricht, das sei mal stark zu bezweifeln. Jedenfalls quillt dieser Ort brutal über und so wirklich stören tut es die Menschen scheinbar nicht. Naja mich zieht es nicht sonderlich in den Bann, doch noch bevor ich mich wieder aufmache spricht mich ein spargeldünner Mann mit pechschwarzen Haaren an. Dejan ist sein Name, ein Serbe der auch wie ich die Küstenstraße in den Süden runter fährt. Ein durchweg sympatisch wirkender Mann und so verabreden wir uns dazu am nächsten Tag gemeinsam zu fahren. Er rastet hier noch und ich möchte gerne was weiter fahren. 

Über Podgora und Gradac gelang ich schließlich nach Ploce. Mein eigentlich Ziel Ploce, als Abfahrtsort um mit der Fähre auf die gegenüber liegende Halbinsel zu fahren, steuer ich somit ausschließlich zur Übernachtung an. Eigentlich hatte ich vor auf der Insel an einem paradiesähnlichen Ort eine längere Zeit Urlaub zu unternehmen um eine gute Freundin aus Deutschland zu besuchen. Diese besucht dort in dem Hafendorf ihre Familie doch schilderte mir schon Wochen zuvor von der angespannten Situation vor Ort. Somit änderte ich bereits zuvor schwerenherzens meine Pläne und beschloss die Halbinsel Peljesac zu meiden, was mich sehr traurig machte, hatte ich mich doch auf sie ganz besonders gefreut. Wahrscheinlich auch um ein bekanntes Gesicht wieder sehen zu können. Aber da kann man einfach nichts machen.

Ploce selbst ist eine strukturell tief industrielle Hafenstadt mit vielen Mücken. Das war mir bereits vorher bewusst und somit suchte ich mein Heil in der Flucht wweit oben auf einer Anhöhe. Als ich dann eine finde beginne ich ein wenig sentimental zu werden. Natürlich hätte ich mir die Situation ein wenig anders erwünscht, nichtsdestotrotz bin ich auch überwältigt. Es ist ein komisches Gefühl an einem Ort zu sein zu dem man einmal mit dem Flugzeug und einem Auto gelangte. 

Nächster Tag, nächste Frage wohin und wie weit es gehen sollte. Was nehme ich mir für Tagesziele so vor? Was sind die Faktoren oder Beweggründe an einem Ort zu rasten? Bin ich mir bereits am Anfang des Tages schon sicher wie weit es geht? Dieser Tag ist ein gutes Beispiel für all diese Fragen. Die Etappe Ploce bis nach Dubrovnik beinhaltet 2 Grenzüberquerungen, 120 Kilometer und 1500 Höhenmeter und ist zudem an diesem Tag wegen Wind und Hitze nicht einfach zu befahren. Das eigentliche Ziel war es unterwegs von Dejan eingeholt zu werden oder sich in Dubrovnik zu treffen, Dass dieses Vorhaben angesichts vieler Dinge unmöglich zu realisieren war, war letztlich klar. Trotzdem war es wichtig ein Ziel sich setzen, oder einfach eine Vereinbarung zu treffen.

Der Gegenwind wird zur Qual und erreicht einen Punkt an dem ich oft frustriert anhalten und pausieren muss. Die Sonne knallt zudem unermütlich auf mein Gemüt. Und seit der Trennung mit Peter klafft auch eine große Leere und Langeweile während sowie abseits der Fahrt. Abhilfe schaffen Hörbücher von Ken Follet, was aber auch bewirkt, dass meine Umwelt ein wenig zu stark in Vergessenheit gerät. In Dubrovnik angekommen entscheide ich mich noch weiter zu fahren. Auf dem Weg wurde ich jedoch Zeuge eines Unfalls in das ein Rollerfahrer verwickelt ist, was mich ein wenig aus dem Rausch zog und mich zum Rasten zwingt. Ein alter Steinbruch direkt hinter einem LIDL soll dieses Mal meine übernachtung sichern. Wie ein Pfadfinder fange ich an anhand Spuren wie die der Reifen oder umgeknickter Äste herauszufinden ob der Ort schon länger still liegt. Morgens möchte man sicher nicht gerne angebaggert werden. Doch auch wenn man sich ziemlich sicher ist, so bleibt stets eine Restunsicherheit bestehen, die durch Paranoia zum Ausdruck kommt. Denn auch wenn ich mich auf eine Erhöhung befinde ist es nicht ganz unwahrscheinlich. dass jemand aus der Entfernung einen nackten Mann beim Duschen mit einer PET-Flasche oder Sportübungen mit Gummibänder zusieht. Sieht man das dann auch noch auf einem verlassenen Gelände auf einem Berg abgetragener Steine, dann würde es mich nicht wundern wenn die ortsansässige Polizei Nachts anklopfen würde. 

Blick auf Dubrovnik
Blick auf Dubrovnik

Einschlafen dieser Tage ist so eine Sache für sich. Die Temperaturen kühlen kaum ab und im Zelt ist es stickig, feucht-schwül und es herrscht ein Geruchsklima das die Augenbrauen zum verpuffen bringt. Geht man früh rein, riskiert man einen qualvollen Tod bis man morgens schweißgebaden neu geboren wird, bleibt man länger draußen, so wird man von Mückenstichen zur Unkenntlichkeit todgestoche. Wenn ich mich dann für ersteres entscheide, dann halte ich mein Gesicht so nah an das Netz des Zelteingangs, dass Unmengen an Mücken quasi auf Landungsstimmung vor meinem Kopf umher schwirren, daran muss sich einmal jemand gewöhnen! Für die Mücken sicherlich auch nicht genügsam.

Von hier an sollen sich mir zwei entscheidungsschwangere Wege auftun. Nehme ich wie geplant den Weg über Bosnien in die Berge oder fahre ich die Küste weiter runter nach Montenegro? Ganz untypisch und demokratisch lasse ich die Menschen zuhause für mich entscheiden, selbst kann ich keine Entscheidung treffen. In letzter Sekunde entschied man sich mit hauchdünner Mehrheit für den Küstenweg. Also los! Der Tag bedeutet gleichzeitig auch dass ich zum letzten Mal in Kroatien auf dieser Reise bin. Ich werde dieses Land wahrlich vermissen. 

Der lange stau kurz vor Eintritt in Montenegro hatte den Vorteil, dass ich als Radfahrer entspannt an allen wartenden Autos vorbei fahren kann. Manchmal jedoch waren die Autofahrer scheinbar so gefrustet, dass mir der Weg absichtlich zu gemacht wurden ist. Einmal steige ich vom Rad und signalisiere mit einer eindeutigen Gestikulierung einem Augenfahrer er solle doch aussteigen wenn er schon so ein Ego beweist. 

Beim Grenzübertritt fallen mir sofort die Zypressen auf die wie eine Armada an Zahnstocher aus dem Boden hervorschießen. Außerdem fällt mir recht schnell auf, dass ich viele Benachrichtigungen auf mein Handy erhalte. Autsch, zu spät reagiert. Gut dass man bei der Planung nicht beachtet hat, dass Montenegro nicht in der EU ist und das trotz oder eventuell sogar wegen des schwachen Euros. Naja alles Geld was ich gestern noch aufs Handy geladen habe ist damit futsch. Plötzlich bin ich mit einem bis dato nicht relevanten Problem konfrontiert. Der zuvor uneingeschränkte Zugang zum Internet bedeutet für mich Freiheit und Einschränkung zugleich. Informationsüberlieferung und soziale Verdummung. 

Ich komme an der Bucht von Kotor an wo ich auch gleich das erste und einzige Mal auf meiner Tour cheate, da ich die Fähre für paar gewonnene Meter nutze. Ich kenne die Bucht eben schon und der eine Euro tut mir nicht weh. An Tirat vorbeigefahren wird mir sehr schnell bewusst, dass sich Kroatien und Montenegro wenn nur noch in Form von Sprache, Essen und teilweise der Kultur gleichen. Plötzlich treten überall heruntergekomme alt-sozialistische Bauten und orthodoxe Kirchen hervor. Irgendwie paradox, kommt alles ein wenig fremder und uneruopäisch vor und man fühlt sich weiter weg von zuhause denn je, so ist man plötzlich wieder in der Euro-Zone.

Grenzübergang Montenegro
Grenzübergang Montenegro

Das vor mir liegende Schmankerl, Budva, ist zuvor noch von meinem Vater in höchsten Tönen gelobt worden. Zumindest redete er von Traumstrände und dass alles sehr kostengünstig sei. Tatsächlich soll er damit auch Recht behalten. Nur die "tolle Atmosphäre" wird sehnsüchtig gesucht. Da ich mich gegen Podgorica, der Hauptstadt Montenegros, entschieden habe, möchte ich zumindest Budva als zweitgrößte Stadt des Landes in vollen Zügen genießen. Als ich in Budva reinfahre erinnert mich der Ort stark an Monaco. Am Hang gebaut, mit vielen Jachten und Boutiquen, pompöse und luxuriöse Hotels zieren das Bild der Hafenstadt. Aber doch alles irgendwie anders. Ich entscheide mich dazu spontan nach einer Übernachtungsmöglichkeit umzuhören. Alles scheint ausgebucht und belegt zu sein. In der Touristenagency gibt man mir eine einfache wie auch logischen Alternative vor. Hostel. Schön in der Altstadt zentral gelegen. Ich entscheide mich dazu dem Hostel eine Chance zu geben. Ist ja geil billig und man kommt so unter nette Leute....

Was also ist tatsächlich eingetreten und deckt sich mit anderen Hostel-Erfahrungen?

1. An der Reception sitzt immer ein mega cooler Mensch - Typ Sunny/Surferboy. Perfektes Englisch - rattert in weltrekordverdächtiger Art gebetsmühlenartig seine "Lyrics" runter. Markiert dabei noch nur für dich persönliche Geheimtipps auf eine Karte ein.

2. Bei der Bezahlung kommt dann meist die Überraschung, dass es ja doch nicht so billig ist (in diesem Fall sind es 24Euro).

3, Zudem trifft man die bekannten "Aus der Komfortzone-raus" Menschen, die in Hostel aber schön ihre Komfortzone sich einrichten indem sie die Bäder ewig lange blocken und mit megaphon lauter Stimme ihre Local Must-Haves den Anwesenden mitteilen. Dabei kann es vorkommen, dass ein Satz das Wort "like" mehr als wertvollen Content besitzt. Abgerundet wird das "Openmind" Bild damit dass das Zimmerlicht konsequent angelassen wird. Macht man es aus, wird das etwa als unmögliches Spießerverhalten verstanden, because I mean like you are here in fucking amazing Budva and this is like you know, like just amazing, you know what I mean?

Hier kann ich wahrlich meine Seele baumeln lassen und zudem ein Herr von Welt werden! Ich beschließe also das Hotel zu verlassen um etwas zu essen und nebenbei ein wenig die Stadt durch das klassische Schlendern zu erkunden. Schnell noch zur Orientierung die Map einpacken und los gehts! Hä, aber da liegt doch die gleiche! Tatsächlich hat der coole Sunnyboy von der Recetion die gleichen Krizeleien auf die Map aufgemalt. Mit den gleichen Einkreisungen, den gleichen super Geheimtipps und schließlich (ungelogen) dem gleichen Smiley an der gleichen Stelle, exakt gleich groß. Fabrikarbeit as it best, hier fühlt sich ein Jeder so richtig individuell aufgenommen.

Was gibt es zu der Altstadt zu erzählen? Klein, verwinkelt, romantisch - für tolle Fotos gut geeignet und so laufe ich quasi konstant durch die Altstadt mit gesenktem Kopf oder hoppse herum, da man überall potentiell auf einem Foto sein kann oder es stören könnte. 

Im Anschluss beschließe ich in einem chinesischen Restaurant etwas zu essen. Von mir gegenüber sitzend sehe ich eine Frau, vermutlich aus Russland stammend. Sie hält konstant einen Selfie-Stick in der Hand als wäre es eine Armprotese. Als sie ihr Essen erhält wird es naturgemäß bis ins Detail abfotografiert. Nachdem die Welt jeden Reiskorn digital empfangen hat, wird das Essen behutsam zu den Schlauchbootlippen geführt. Dies alles geschiet mit lassivem Blick, welcher auch eher verzweifelt nach Emotionen im Gesicht sucht, während sie stets die volle Aufmerksamkeit der Haltung ihres Selfie-Sticks widmet. Dieses Konstrukt schafft es tatsächlich die Nahrung in die Kosmetik-Höhle zu befördern, zum Kauen hält sie sich dann noch die Hand vor dem Mund. Sie wird wohl ihre Gründe dafür haben. Die Frau beschreibt den Ort Budva eigentlich ziemlich treffend. Aufgeplustert, billig, aufgespritzt, fake, too much und sogar auch mit einem Hauch Selbstreflexion. Während sich die Frau die Hand beim Kauen vor dem Gesicht hält um betroffene Blicke zu meiden, ist die Stadt darum bemüht alle unschönen öffentliche Bereiche mit undurchschaubaren Planen zu bedecken. Überall Bauzäune, aber 90% dahinter ist nicht etwa "under construction", es sind einfach nur häßlich brach liegende Müllhalden und völlig verwüstete Plätze.

Aber irgendwie auch schon sympathisch. Links ein fettes Luxushotel mit Restaurant und pompösen Springbrunnen, rechts ein vergammelter Plastikspielplatz das halb im Schlamm liegt weil ein nach Fäkalien riechender Kanal in ihm mündet. Links springen beim "Fliegerlied" von Markus Becker Animatoren in zerfledderten Spongebob und Eisprinzesschen Kostüm verstörend Kinder an, rechts wird Schampus und Muscheln geschlürft. Alles nur wenige Meter von einander entfernt. Die Preise sind zudem spott billig. 

Ich lerne Ames kennen. Der Libanese ist durch viele NGOs (Not-Goverment-Organisations) gut in der Welt rumgekommen. Er hat zudem an vielen im Balkan gearbeiten und kann mir einige Tipps für meine weitere Reise geben. Wir trinken paar Biere und haben einen tollen Abend. Irgendwann überkommt mich dann doch die Müdigkeit und so suche ich den Weg zurück, an den Fotozombies in der Altstadt vorbei, in das Hostel. Obwohl das Bett recht gemütlich, verglichen mit meiner Luftmatratze, ist, jagen mich der nach Schweiß miefende Muff und die teils verstörenden Geräuche der Anderen im Schlafsaal recht früh raus. Also fahre ich weiter, nicht wie eingangs über die Berge verlaufend gedacht, sondern weiter das Meer entlang, bis ich schließlich landeinwärts richtung Shkoder und damit gleichbedeutend Albanien reinfahre. Die Strecke bis zur Grenze verläuft durchweg angenehm. Jedoch fällt mir die steigende Armut immer mehr auf. Besonders anhand von Friedhöfen. Gräber liegen zusammengefercht wie eine Mülldeponie zusammen und werden von verrosteten Zäunen eingerahmt. Alle Grabsteine sind teils bis zur unkenntlichkeit zerstört, viele wurden auch entwendet. 

Am frühen Nachmittag komme ich bereits an der Grenze an. Dort an der langen Autoschlange vorbeigefahren stehe ich vor dem Zollbeamten und reiche ihm meinen Reisepass. Das obligatorische mit gesenktem Kopf kritische beäugeln folgt. Dem Beamten fällt meine Kette auf. "Weißt du was du da trägst?" Ich entgegne dass mir die Bedeutung im religiösen Sinne durchaus bewusst ist, für mich stellt die Kette lediglich ein Geschenk einer Freundin für die Reise dar. Ihm scheint die Antwort nicht ganz zu genügen und so erhalte ich einen 3 minütigen Vortrag über die Bedeutung der Fatima für Moslems. Aha, denke ich mir. Du Trottel hälst hier den ganzen Verkehr auf um mich für so einen Quatsch belehren zu wollen? Natürlich bin ich aber sau freundlich, nicke ihm zu und bedanke mich für diesen netten Exkurs. Beinahe hätte ich noch gesagt, dass eine Konvertierung in Aussicht steht. Diese alberne Willkür und das Machtgehabere der Zollbeamten ist schon so eine Sache für sich. Am liebsten hätte ich mich ganz anders verhalten aber was sollte ich machen? Ich stellte mich zufrieden mit dem Gedanken, dass dieser Herr wohl ein doch sehr schlichtes Leben führt und keine großen Aufstiegsmöglichkeiten besitzt. Nicht nett, aber so konnte ich den Ärger wenigstens herunterschlucken. 

Am Fuße des Skadar Sees liegt Shkoder. Ich war bereits schon einmal hier und tatsächlich kommen mir viele Sachen vertraut vor. Mein Ziel ist eine Pizzaria, ich muss mich mal dringend stärken. Da aber das WIFI kaum existent ist fahre ich weiter. So lande ich in einem sehr belebten Fast-Food Restaurant und kaufe mir in 20 minütigen Abständen ein Alibi Bier. Ich verlieren mich dabei regelrecht in die sagenumwobene Internetwelt für eine Ewigkeit. Blicke um mich herum schaffe ich gekonnt auszublenden. Dann spricht mich ein junger Mann an und bietet mir seine Hilfe an. Der eigentlich Plan sah vor am See zu Campen, der Sonnenuntergang dort soll wohl unglaublich schön sein. Als dann das ganze Lokal von meinen Plänen erfährt, stürtzten sich alle auf mich um mich davon abzuraten. Schreckensgeschichten kursieren über den Platz - So sollen Camper regelmäßig ausgeraubt ein Paar sogar verschwunden sein. Der Höhepunkt war dann eine Geschichte über einen Aligator der einem Angler ein Bein abgerissen haben soll. Lel

Als mir im Anschluss ein Hotel von mehreren Leuten empfiehlt wird, spätestens dann habe ich den Braten gerochen. Nichtsdestotrotz habe ich mich mit dem Gedanken angefreundet ein Hotelzimmer zu nehmen. In Budva habe ich alles andere als ruhen können, zudem muss einmal alles gewaschen werden. Für 23 Euro zudem auch preislich nicht verkehrt. Das ausgesuchte Hotel liegt am Rande der Stadt und ist ein Anbau an einer Tankstelle. So etwas verrücktes habe ich so in der Art noch nie gesehen. Quasi über die Tankstelle liegen die Hotelzimmer. Einjunger Tankwart zwinkert mir zu als ich durch die Eingangstür gehe. Später sollte ich den Grund dafür auch wissen. Ich stehe alleine im Foyer, die Klimaanlage ist vermutlich auf brutale 18 Grad eingestellt. Die einfache Formel in Albanien: Außentemperatur geteilt durch 2. Da es draußen angenehme 39 Grad sind, hat man hier sogar Erbarmen mit den Hotelgästen. Der Tankwart betritt den Raum. Etwas verlegen lächelt er mich an als würde er auf eine Erklärung von mir warten. Als ich anfange Englisch zu sprechen runzelt der junge Mann die Stirn, verliert dabei nicht sein Lächeln. Ich versuch mit hochgehaltenem Handy zu signalisieren, dass ich ein Zimmer vor kurzem via App gebucht habe und nun einen Receptionisten suche. Seine Hände, von der Arbeit pechschwarz, wischt er sich an seinem T-Shirt ab und reicht sie mir, ist dabei aber sichtlich peinlich berührt. Leider kann ich die Buchung über mein Handy nicht bestätigen, da mir dafür das Internet fehlt und mein Handy das hiesige nicht annimmt. Also schlage ich vor es an dem Rechner an der Reception zu machen. Er bietet mir ein Bier an und nach Abschließen der Buchung zeigt er mir auf dem Computer noch ein paar Fotos der Familie und der Tankstelle so wie sie mal in der Vergangenheit ausgesehen hat. 

Das Zimmer ist ganz okay. Man sieht, dass viel wert auf Modernität gelegt wurden ist. Ein gewisser Standart sollte vorherschen. Fakt war jedoch: Alles war irgendie halb richtig angebracht. Im Bad fiel die Spülung immer wieder aus. Auf Anfrage erklärte die sympathische Hotelbesitzerin dass sich die Putzfrau dem Problem aneignen würde. Tatsächlich wurde es repapiert, wenngleich sie immer wieder ausfiel oder einfach durchlief was eine Atmosphäre des Meeresrauschens für die Nacht möglich machte. Ganz ehrlich, bei dem Preis für ein Doppelzimmer kamen mir auch keine Erwartungen auf, erstaunt war ich dann aber doch wie verbissen und leidenschaftlich, aber auch sympathisch man sich dem Standart verschrieben hat und mit allen Gliedmaßen die Bühnenrequisieten aus Pappe zum Stehen festgehalten werden. Ansprechpersonen gab es immer und auch das authentische Fragen danach wie es mir geht und was ich denn heute so gemacht habe, das hat mir immer ein Gefühl von Willkommenheit gegeben. 

Es meldet sich jemand aus dem Café. Ein junger Mann der mir angeboten hat ein Bier abends zu trinken fragt ob ich Zeit und Lust hätte etwas zu unternehmen. Mir ist langweilig, Shkoder hat nicht viel zu bieten - zudem kenne ich eigentlich schon alles. Also sage ich zu. Er holt mich direkt vor der Tankstelle ab. Sein Auto sieht super witzig winzig an, vor Allem wenn ein Fleischball aus Menschen sich im Auto befindet. Ich nehme an es sind 5 Personen, das ist aber nur raten - zu viele Gliedmaßen die man nicht richtig zuordnen kann. Als ich einsteige sehe ich dann 4 Personen auf der Rückbank - zwei junge Männer und Frauen im Alter von 18-25 Jahren. Im gebrochenem Englisch und ziemlich unsicher stellt er mir alle vor noch bevor wir losfahren. Es läuft französischer Rap, wir fahren weit aus der Stadt raus. Ich will wissen wo es hingeht - Erald hält sich bedeckt, was auch darauf zurückzuführen ist, dass es wohl Schwierigkeiten mit der Beschreibung gäbe. Mindestens eine halbe Stunde fahren wir raus, es ist stockdunkel, die Musik ist weiterhin ohrenbetäubend laut. An einem Wegesrand hält Erald dann an und parkt das Auto unter einem Baum. Das Menschenmikado löst sich langsam aus dem Auto. Mit Winkbewegung wird signalisiert dass ich folgen soll. Fast schon willenlos lasse ich mich treiben. Sorgen mache ich mir noch keine, bin ich doch allen körperlich überlegen und topfit. Quasi im permanenten Zustand bereit zum Sprint zu sein rückt ein halbherziges Lächeln heraus als mich ein Freund von Erald zu sich winkt. Ich halte weiter Abstand und tue so als ob der Grund dafür die große Anstrengung sei. Durch steil bergauf verlaufende Feldwege gelangen wir zu einer alten Ruine. Vermutlich eine alte und verlassene Wohnanlage. Hoch oben angekommenentzündet sich ein Feuerwerk aus Joints. Der Anblick durch die Rauchschwarden lässt mich völlig einfrieren. Perplext schaue ich runter auf das unfassbar beeindruckende Bild was sich mir zeigt. Während die Joints rumgereicht werden unterhalten wir uns über Perspektiven, alle scheinen nicht sonderlich glücklich mit ihrer Lebenssituation zu sein, doch hat sich jeder damit arrangieren können. Die Jugendliche fahren dann jeden Tag hier hoch oben hin um Shkoder im Detail nicht sehen zu müssen. Das sagt schon sehr viel aus.

Für den nöchsten Tag verabreden wir uns am See zum Schwimmen, vorher jedoch muss ich noch einem durch die Stadt gehen um ein paar Besorgungen zu erledigen. Dabei fallen mir die vielen besitzerlose Hunde auf. Völlig verwarlost, teilweise mit gebrochenen Gliedmaßen die sie hinter sich her schleifen, belagern sie teilweise ganze Straßenabschnitte. Hunde werden mich auch weiterhin auf dieser Reise begleiten, wenngleich es nicht immer schön sein wird. 

Am See angekommen beschließe ich erst einmal frischen Fisch vom See im Restaurant zu bestellen. Recht teuer, der Geschmack entschädigt dafür jedoch. Mit dem Rad fahre ich ein wenig rum um darf feststellen, dass es sich so richtig wie Urlaub anfühlt, so ganz ohne Gepäck und Berge. Schwimmen wollte ich dann doch nicht in dem See, überall liegt Fischkadaver auf der Wasseroberfläche rum womit sogar die Kinder sich bewerfen. Erald und seine Freunde planschen dafür umso ausgelassener. Wir picknicken, trinken regionalen Wein und zum Abschied kriege ich sogar selbstgemachten Käse geschenkt.

Auf dem Weg zurück zum Hotel wollte ich noch kurz an der Burg Rozafa halten. So imposant und geschichtsvoll sie von der Stadt aus anmutet, so langweilig und unspektakulär erscheint sie vor Ort. Fragen zu dem Ursprung oder der geschichtlichen Schritten wurden hier nicht wirklich beantwortet, es gab keinerlei Informationen. Für eine nette Aussicht habe ich also 5 Euro bezahlt. Die einzig nennenswerten Schritte zu dieser Story bilden eine Gruppe von Frauen auf Stöckelschuhen die einige Probleme auf den rutschigen und extrem steilen Abhang haben. So verdrängen zwei Fragen die ursprünglich vorhandenen Fragen über die Burg. 

1. Wie sind sie hier hoch gekommen?

2. Warum zieht man nicht die Schuhe einfach aus? 

Ich jedenfalls biete meine Hilfe an, ernte jedoch nur Ablehnung.

Am Abreisetage erhalte ich meine frisch gewaschenen Klamotten wieder zurück und starte dank des üppigen Frühstücks und der viel zu umpfangreichen Verabschiedung viel zu spät. Mein Tagesziel heißt einfach nur "Ab in die Berge - und das so schnell wie möglich". Mit Blick auf die geplante Route musste ich tags zuvor meinen Plan etwas umstellen. Statt über den Kosovo zu fahren, entscheide ich mich dann doch für die Route durch die albanischen Alpen. Halb so viele Höhenmeter bei nur insgesamt 50 Kilometer mehr. Der einzige Haken an der Geschichte ist dass ich dafür erst einmal 4 Stunden Bundesstraße bei einer nicht auszuhaltenden Hitze überstehen muss. Da ich also viel zu spät losfahre befinde ich mich inmitten der Mittagshitze. Mein Überleben ist nur durch zwei Dinge gesicher: Dem selbstgebauten roten Turban und den dünnen Streuchern die bei Pausen mir den nötigen Schatten spenden. Wie eine ungekochte Spaghetti im Streichholzlook stehe ich also da und fange an in der Entfernung Haluzinationen zu sehen. Da kommt auch schon eine Kopie von mir auf mich zugefahren. Wir beschließen eine kleine gemeinsame Pause bei Kaffee zu machen. Er, aus London, ist bereits in einigen Ländern gewesen und war, welch Zufall, ebenfalls wie ich auf der Fusion ende Juni. Er erzählt davon wie er unterwegs durch einen Stich eines Insektes schwer krank wurde und sogar zeitweise in einem Krankenhaus in London behandelt werden muss. Dass er dann die Reise fortsetzt finde ich ziemlich verrückt, wenn nicht sogar unverständlich. 

Jedenfalls endet die Pause dann auch schnell und ich begebe mich wieder auf meinen Weg. Irgendwann schaffe ich es dann auch in die Berge. Da ich jedoch die Täler und Flüsse entlang fahre, bleibe ich lange auf der gleichen Höhe weshalb ich körperlich ziemlich an meine Grenzen stoße. Zudem liegt überall am Straßenrand Tierkadaver rum. Dieser bestialiche Gestank liegt überall in der Luft - den bekomme ich leider noch heute nicht aus meinem Kopf raus. So wie ich aussehe und mich fühle sehne ich mich zum Abschluss nach einem See, doch der einzige in der Nähe liegende spendet keinen Schatten weshalb ich mich dazu entscheide weiter zu fahren. Ich fahre so eine Einfahrt rein und halte an einer Anhöhe. Mir ist dabei bewusst, dass dies womöglich die Einfahrt zu einem Wohngebiet ist. Das ist mir in der Situation aber gänzlich egal, hauptsache "Dusche", hauptsache Essen. Und so kommt es wie bereits vermutet. Ein Auto nach dem Anderen fahren vorbei, halten an und schauen mich fragend an. Einmal hält das Auto von einem Mann mit einer Frau auf dem Beifahrersitz. Beide fragen mich etwas auf albanisch. Ich frage zurück mit Daumen nach oben gehalten ob es okay ist hier zu bleiben. Der Mann grinst und zuckt die Schulter. Die Frau steigt aus mit einem Säugling an ihrer Brust nuckelnd. Sie fuchtelt irgendwie mit den Armen umher, dabei rutscht das Kind von der Brust weg und fängt an zu schreien, Sie also obenrum nackt zeigt auf Stellen in der Umgebung, ich zucke die Schultern. Letztlich steigt sie wieder ein und das Auto fährt weiter. So richtig entspannt war die Nacht nicht, hielten einige Autos noch an und Hunde bellten wie von Tollwut besessen die ganze Nacht durch. 

Ich fahre durch die Berge im Hinterland Albaniens. In Nachbetrachtung kann ich sagen, dass dieser Teil der gesamten Route durch Europa mir wohl am stärksten in Erinnerung geblieben ist. Die eindrucksvolle und wunderschöne Natur ist mit kaum einer anderen zu vergleichen. Obwohl es auch hier weiterhin sehr warm und trocken ist, strahlen die Farben der Natur in ihrer Ganzheitlichkeit. Berge aus Stroh werden so zusammengeschnürt dass es so aussehe als ständen überall Schneemänner rum. So fahre ich verträumt die gut geteerten Straßen entlang als ein Junge auf einem Rennrad an mir vorbeizicht. Er sieht mit seinem Rennradoutfit und dem Rad das er fährt ziemlich professionel aus. Wir fahren nebeneinander und so frage ich ihn nach seinen Ambitionen. Er möchte wie sein Vorbild Valverde in ganz Europa bekannt und erfolgreich sein. Wie er das erreichen möchte, frage ich ihn. Durch hartes Training - jeden Tag nach der Schule für 3 Stunden mindestens. Für sein Alter (14 Jahre) wirkt er mir schon sehr reif. Er spricht äußerst gut Englisch und legt viel wert auf eine vernünftige schulische Ausbildung. Rein auf dem Papier und den Qualitäten sowie dem Ehrgeiz nach zu urteilen sehe ich in ihm tatsächlich einen großen Sportler. Dass es jedoch deutlich schwieriger wird als Albaner auf sich aufmerksam zu machen um nötige Sponsoren zu erhalten, auch das denke ich mir.

In einem kleinen süßen Dorf angekommen suche ich einen Automaten um albanisches Geld abzuheben. Weil ich das aber nichts finde beschließe ich in einer und wahrscheinlich der einzigen Wechselstube des Dorfes meine Doller zu wechseln. Die Wechselstube selbst ist ein bis oben hin vermüllter Elektonikfachhandel. Die Kabel mit dem Fuß zur Seite geschoben kämpfe ich mir meinen Weg hin zur Theke. Ich unterrichte den Verkäufer von meinem Anliegen. Er versteht nur Bahnhof, eine Kundin bietet ihre Hilfe zur Übersetzung an. Ich frage nach dem Kurs und lege daraufhin 20 Dollar auf die Theke. Er nuschelt irgendwas vor sich hin. Sie sagt: "Erst ab 150 Dollar". 15? "Nein, 150". Ich kneife verdutzt die Augen zu und verneine. Mit den letzten Münzen beschließe ich ein Café aufzusuchen. Wasser kriegt man eh zu jedem Kaffee umsonst und zudem kann ich dann noch ein wenig im Internet surfen. Spätestens seit dem Besuch in der "Wechselstube" hat sich mein Besuch wohl mächtig rumgesprochen. Wie ein Alien aussehend schiebe ich das Rad zum Café. Als wäre die Zeit für einen Augenblick stehen geblieben stoppt ein Jeder mit seiner Arbeit oder steigt erst etwas später in den Bus ein. Auch während ich meinen Kaffee trinke wird beinahe jeder Schluck mit Adleraugen verfolgt. Nicht ganz einfach das auszuhalen aber damit muss ich mich jetzt wohl anfreunden - das wird sicherlich nicht besser in den nächsten Wochen.

In einem Dorf vor Bulqize beschließe ich einen weiteren Versuch Geld zu wechseln. Als ich bei diesem Mal 20 Dollar gewechselt bekomme schiebe ich mein Rad zum nächsten Kiosk an. Als ich an der Theke das Geld hinlege ragt ein Kopf gerade so über sie. Ein nicht sonderlich gut aussehender Mann in meinem Alter will wissen woher ich komme und so kommen wir schnell in ein Gespräch über FC Köln, albanisches Essen und Thomas Gottschalk. Ich erwähne dass ich Lust auf ein Eis habe und frage wo es gutes gibt. Er führt mich zu dem gegenüberliegenden Lokal, dabei fällt mir auf wie klein er ist. Noch nie habe ich so viele kleine Menschen auf einem Haufen gesehen wie hier in Albanien. Als er für uns beide Eis und Kaffee bestellte überkommt mich ein ungutes Gefühl. Ich befürchte in diesem Augenblick Opfer einer Masche zu werden um am Ende die gesamte Rechnung oder schlimmeres bezahlen zu müssen. Er fängt an von sich zu erzählen, wie er eine Ausbildung zum Grundschullehrer unternahm. Nun aber arbeitet er im Familienbetrieb, dem Kiosk. Steht den ganzen Tag hinter der Theke und tut nichts. Er ist sichtlich unglücklich über den Zustand sagt aber zugleich dass es so eben am besten sei. Als Lehrer verdiene man höchstens 300 bis 400 Euro im Monat, im Kiosk sind es bis zu 1500. Das sei ihm nicht zu verübeln, denke ich mir.

Er bezahlt die Rechnung für uns beide, ich komme mir etwas dumm dabei vor. Ich sehe an wie er es genießt die Aufmerksamkeit der um ihn herumsitzenden Albaner zu haben. Fast schon wie eine Trophäe werde ich im Anschluss durch das Dorf geführt und anderen vorgestellt. Irgendwann schaffe ich es dann doch mich loszureissen und role den Rest des Tages die Täler runter, fast schon wehleidig. Zudem genoss ich die frische und erträgliche Luft auf ungefähr 1000 Meter Höhe - Nun floss wieder der Schweiß durch die unerträgliche Hitze.

Auch an diesem Tag bin ich viel weiter gekommen als ich es zuvor ausgerechnet habe. So stehe ich plötzlich schon der mazedonischen Grenze gegenüber, überqueren will ich sie aber erst am morgigen Tag. Einfach irgendwo die Sachen ablegen und zack die Äuglein zu machen, zufrieden vom Tag einschlafen...So lief es aber dann leider nicht - Ich sollte Geduld, viel Geduld aufbringen.

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Papa (Sonntag, 22 September 2019 22:10)

    Ich bin mal wieder begeistert von Deinen Erlebnissen und Deiner attraktiven Schreibweise. Freue mich schon auf die nächste Folge.

  • #2

    Joachim (Dienstag, 24 September 2019 15:26)

    Hallo Laurent!
    Klingt ziemlich interessant und aufregend. Viel Spaß noch und alles Gute für die Weiterreise����